In einer jüngst veröffentlichten Studie untersuchte ein Forschungsteam um Maria Theobald, Lisa Bäulke, Henrik Bellhäuser und weitere, wie sich innerhalb eines Individuums Feedbackschleifen zwischen Kompetenz- und Wertüberzeugungen, Prokrastination und Zielerreichung auswirken. Diese faszinierende Studie, die auf Daten von fünf unabhängigen intensiven Längsschnittstudien mit Universitätsstudierenden basiert, gibt neue Einblicke in die Mechanismen des selbstregulierten Lernens.
Der Zusammenhang zwischen Kompetenz, Wertüberzeugungen und Zielerreichung
Einer der Schlüsselaspekte der Studie ist die Untersuchung von „tugendhaften Kreisläufen“ (virtuous circles) im Lernprozess. Die Ergebnisse zeigen, dass Studierende, die höhere Kompetenz- und Wertüberzeugungen in einer Lerneinheit berichten, in der Regel auch höhere Zielerreichungen in derselben Sitzung aufweisen. Interessanterweise führt eine höhere Zielerreichung wiederum zu stärkeren Kompetenz- und Wertüberzeugungen in nachfolgenden Lerneinheiten. Dies deutet darauf hin, dass ein positives Feedback zwischen Überzeugungen und Leistung den Lernprozess erheblich beeinflussen kann.
Die Rolle der Prokrastination
Ein weiterer wichtiger Befund betrifft die „bösartigen Kreisläufe“ (vicious circles), insbesondere im Zusammenhang mit Prokrastination. Prokrastination, also das Aufschieben von Aufgaben, zeigte zwar einen Zusammenhang mit niedrigerer Zielerreichung, aber interessanterweise ließ sich kein direkter Zusammenhang zwischen Zielerreichung und nachfolgender Prokrastination nachweisen. Dies deutet darauf hin, dass die Beziehung zwischen Prokrastination und Leistung komplexer ist, als bisher angenommen.
Theoretische und praktische Implikationen
Die Ergebnisse dieser umfassenden Studie haben wichtige theoretische Implikationen für Modelle des selbstregulierten Lernens. Sie unterstreichen die Bedeutung von Kompetenz- und Wertüberzeugungen sowie die Rolle der Prokrastination im Lernprozess. Praktisch gesehen bieten sie wertvolle Einsichten für die Entwicklung von Lehrstrategien und Interventionen, die darauf abzielen, die Selbstregulation bei Lernenden zu fördern.
Fazit
Diese Studie betont die Wichtigkeit von Kompetenz- und Wertüberzeugungen für die Zielerreichung im Lernprozess und beleuchtet die komplexen Dynamiken, die zwischen diesen Faktoren bestehen. Die Erkenntnisse tragen wesentlich zu unserem Verständnis von selbstreguliertem Lernen bei und bieten wichtige Anhaltspunkte für die Gestaltung effektiver Lernumgebungen.
Quelle: Theobald, M., Bäulke, L., Bellhäuser, H., et al. (2023). A multi-study examination of intra-individual feedback loops between competence and value beliefs, procrastination, and goal achievement. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1016/j.cedpsych.2023.102208
Michael Deutschmann, MSc
Persönlichkeits-, Team- & Organisationsentwicklung
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Michael Deutschmann, MSc
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